News

Tierernährung: Seidenraupen für Heimtiere

23.09.2025

Tierärztin Nadine Paßlack forscht unter anderem zu neuen Proteinquellen in Futtermitteln – auch mit dem Ziel, die Umwelt zu entlasten.

Die Tierernährung interessiert Professorin Nadine Paßlack schon seit ihrem Studium an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. „Sie ist sehr greifbar und steht in direktem Bezug zur Tiergesundheit“, sagt sie. Seit April letzten Jahres hat Nadine Paßlack den Lehrstuhl für Tierernährung und Diätetik an der LMU inne.

Das Thema begleitete sie bereits an ihren wissenschaftlichen Stationen an der FU Berlin und an der JLU Gießen, wo sie vor ihrem Wechsel nach München tätig war.

Richtiges Futter hilft bei Erkrankungen

Betraf ihre Forschung in der Vergangenheit auch Pferde und Schweine – zu Letzteren wurde sie mit einer Arbeit promoviert, in der sie unter anderem untersuchte, wie sich die Fütterung auf das Immunsystem der Tiere auswirkt –, so liegt der wissenschaftliche Fokus der Tierärztin jetzt auf Katzen und Hunden. „Bei Heimtieren wird sehr viel zur Ernährung und deren positiver Auswirkung auf Krankheitsverläufe geforscht – häufig mehr als bei Nutztieren“, erläutert die Tierärztin.

Studien etwa zu Nierenerkrankungen hätten gezeigt, dass eine gezielte Fütterung die Lebensqualität der Tiere verbessern und ihr Leben verlängern kann. Auch in der Harnsteinforschung, mit der sie sich selbst befasst, kann sie dies feststellen: „Harnsteine sind eine ernste Erkrankung, die man aber durch Anpassungen in der Fütterung meist in den Griff bekommen kann.“ Mehr noch: „Es ist sogar möglich, manche Harnsteine rein diätetisch aufzulösen“, sagt Paßlack.

Frau mit blondem Haar hält einen kleinen weißen Malteser-Hund liebevoll im Arm und lächelt.

Professorin Nadine Paßlack mit Hund Fiona

© LC Productions/LMU

Neue Proteinquelle für Tierfutter

An die LMU hat sie ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziertes Projekt mitgebracht. Dabei geht es um alternative Proteinquellen in der Tierernährung – konkret um Seidenraupen. „Sie fallen als Nebenprodukt in der Seidenherstellung an. Ein kleiner Teil wird als Dünger eingesetzt, die meisten werden jedoch entsorgt“, erläutert Paßlack. Das sei nicht nachhaltig. „Es geht auch darum, neue Proteinquellen für die Tierernährung zu erschließen, um die Umwelt zu entlasten.“

Und genau hier setzt ihre Grundlagenforschung an: „Wir wollen herausfinden, wie das Insektenprotein bei Hunden und Katzen wirkt, wie es den Stoffwechsel, die Darmbakterien oder das Immunsystem beeinflusst.“ Da es sich im Gegensatz zu Fleisch um ein für die Tiere ungewohntes Protein handele, müssten die Effekte im Organismus genau untersucht werden.

Immerhin hätten die Hunde im Test entsprechend aufbereitetes Futter gerne gefressen, wenngleich es in wenigen Fällen zu Durchfall kam – was aber nicht ungewöhnlich sei. „Katzen sind in der Regel schwerer zu überzeugen“, sagt Nadine Paßlack. Das konnte sie schon bei vielen Fütterungsstudien in der Vergangenheit feststellen. „Wir haben dann die Futtermischung für das DFG-Projekt noch etwas justiert – ab da haben sie dann auch die Katzen gefressen.“

Wirkung bei übergewichtigen Hunden und Katzen

Eine weitere Frage, der sie im Rahmen des Forschungsprojekts nachgeht, ist die Untersuchung der Wirksamkeit des Seidenraupenproteins bei übergewichtigen Hunden und Katzen. „Mir ist es wichtig, in der Studie auch einen klinischen Aspekt einzubringen und neben der Grundlagenforschung anwendungsbezogen zu arbeiten.“

Da Seidenraupen viele interessante Inhaltsstoffe aufweisen, vermuten die Forschenden um Nadine Paßlack, dass sich die Raupen in der Nahrung eventuell auch positiv auf den Energiehaushalt der Heimtiere auswirken und das Abnehmen erleichtern könnten. Derzeit sammelt das Team entsprechende Proben, um sie zu analysieren. Im nächsten Jahr sollen die Ergebnisse im Rahmen eines wissenschaftlichen Kongresses vorgestellt und anschließend veröffentlicht werden.

Eine Prognose zu den Wirkungen von Seidenraupen bei Hunden und Katzen kann sie deswegen noch nicht stellen; immerhin schreibt sie derzeit mit einem Kollegen aber bereits an einem Antrag für ein zweites DFG-Projekt, in dem die Wirksamkeit von Seidenraupenprotein im Kontext der Nutztierernährung weiter erforscht werden soll.

Trends in der Tierernährung – Aufklärung erforderlich

Nadine Paßlack ist immer offen für neue Projekte. Gerade im Fall der Heimtierernährung gebe es viele Trends, wie etwa die vollständig vegetarische oder vegane Ernährung von Tieren. „Ich erhalte sehr viele Anfragen zum Thema Ernährung. Gerade bei neuen Ansätzen ist die Datenlage naturgemäß noch ausbaubar.“

Deswegen rät sie auch ihren Studierenden als angehende Tierärztinnen und Tierärzte, sich im Bereich der Tierernährung stets auf dem aktuellen Stand zu halten, um die Halterinnen und Halter gut beraten zu können. „Wenn die Studierenden in die Tierarztpraxis kommen, sind sie wichtige Ansprechpersonen in puncto Ernährung.“

Vielfältige Forschungsmöglichkeiten

An vier der fünf Forschungs- und Ausbildungsstellen für Tiermedizin in Deutschland war Nadine Paßlack schon tätig. „Ich habe überall viel gelernt! An der LMU begeistern mich unter anderem die hervorragenden Forschungsstrukturen“, freut sich Paßlack. „Auch von den Studierenden wurde ich wunderbar aufgenommen. Es passt wirklich alles und ich fühle mich sehr wohl hier.“

Wonach suchen Sie?